Unsere Buchempfehlungen im Frühling 2021

Wir haben für Sie ein paar Lesetipps zusammengestellt, die wir Ihnen ans Herz legen. Wir hoffen, es ist auch etwas mit dabei, das Ihnen Freude bereitet.

Tove Dietlevsen, «Kindheit»
(Kopenhagen Trilogie)

Aufbau-Verlag

In «Kindheit» erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu lassen.

Tove Ditlevsen (1917 – 1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die »Kopenhagen-Trilogie« mit den drei Bänden »Kindheit«, »Jugend« und »Abhängigkeit« ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben.

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Al Aswani, «Die Republik der Träumer»

Verlag Carl Hanser

Hoffnung, Aufbegehren, Scheinheiligkeit und Unterdrückung – Der grosse Roman über die ägyptische Revolution zum 10. Jahrestag des Arabischen Frühlings

Kairo, 25. Januar 2011. 25’000 Menschen demonstrieren gegen Mubarak. Sie träumen von der grossen Veränderung, doch während in der euphorischen Menge Liebesbeziehungen aufblühen, wird der Bürgerrechtler Khaled vor den Augen aller ermordet. Seine Freundin Dania will ihren Widerstand nicht aufgeben – und sei es gegen den eigenen Vater, den bigotten Geheimdienstchef, der islamische Werte predigt und heimlich Pornos schaut. Al-Aswanis Figuren verkörpern in diesem mitreissenden Buch, das in Ägypten verboten wurde, alle Facetten der Revolution, die für jede von ihnen einen Wendepunkt in ihrem Schicksal bedeutet. Ein unvergessliches Porträt der modernen ägyptischen Gesellschaft.

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Bodenheimer, «Der böse Trieb»

Kampa Verlag

Eigentlich hat Rabbi Klein in seiner Zürcher Gemeinde genug zu tun, doch als in Inzlingen kurz hinter der deutschen Grenze der Zahnarzt Viktor Ehrenreich erschossen wird, fühlt sich Klein zu einem Kondolenzbesuch bei dessen Ehefrau Sonja verpflichtet. Schliesslich kannte er den Toten gut: Jeweils kurz vor dem jüdischen Neujahr hat er eine »Sichat Nefesch«, ein Seelengespräch, mit ihm geführt. Steht der Mord mit den Eheproblemen der Ehrenreichs in Verbindung? Oder hat er mit Viktors regelmässigen Reisen in den Kongo zu tun? Und welche Rolle spielt Sonjas Freundin Anouk Kriesi, die mit ihrem Mann einen dubiosen Youtube-Kanal unterhält? Klein beginnt selbst zu ermitteln – auch, um sich nicht mit seinen eigenen Problemen beschäftigen zu müssen: Er hat sich so mächtige Feinde gemacht, dass ihm ein Berufsverbot droht. Das Schlimmste aber ist, dass seine Frau Rivka wütend auf ihn ist: Denkt Klein zwischen seinen ganzen Verpflichtungen vielleicht auch mal an sie und seine Töchter?

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T.C. Boyle, «Sprich mit mir»

Verlag Carl Hanser

Wer ist menschlicher? Der Mensch oder der Affe? Die Weltpremiere von T.C. Boyles neuem Roman

Sam, der Schimpanse, den Professor Schermerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stösst, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schermerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T.C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.

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>> Hier ein Beitrag von SWR2

Monika Helfer, «Vati»

Hanser Verlag

Monika Helfer schreibt fort, was sie mit ihrem Bestseller „Die Bagage“ begonnen hat: ihre eigene Familiengeschichte.

Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiss über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit grosser Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft. Ein Erinnerungsbuch, das sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt. „Ja, alles ist gut geworden. Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden.“

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Denise Schmid, «Jeder Frau ihre Stimme, 50 Jahre Schweizer Frauengeschichte 1971-2021»

Verlag Hier und Jetzt

Was hat sich politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 mit Fokus auf die Frauen getan? Renommierte Historikerinnen erzählen in fünf ausführlichen Essays, wie stark sich die Schweiz in jedem dieser fünf vergangenen Jahrzehnte gewandelt hat: von der neuen Frauenbewegung der 1970er-Jahre über die verfassungsrechtliche Gleichstellung in den 1980er-Jahren, dem Ende der «Rüebli-RS» und der Gründung zahlreicher Gleichstellungsbüros bis hin zur Fristenlösung und der #MeToo-Debatte. Mit Porträts von Persönlichkeiten wie Margrith Bigler-Eggenberger, der ersten Bundesrichterin, und Antoinette Hunziker, der ersten Chefi n der Schweizer Börse, und weiteren. Reich illustriert, bietet dieser Band einen pointierten Überblick über die letzten fünfzig Jahre Frauengeschichte in der Schweiz.

>> Hier ein Bericht der Universität Basel

«Ja! Nein! Yes! No! Swiss Posters for Democracy»

Edited by Museum für Gestaltung Zürich, Bettina Richter
Lars Müller Publishers

Die Schweizer Bevölkerung ist durch regelmässige Kampagnen aufgerufen, sich aktiv an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. In diesen Kampagnen geht es oft um Themen, die heftige Emotionen wecken und zu ideologischen Kämpfen führen. Von der direkten Demokratie zeugen Kampagnenplakate, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Meinungsbildung beeinflussen. Diese besondere Form der politischen Propaganda - prominent mit der Schweiz verbunden - ist ein sensibler Indikator für gesellschaftspolitische Stimmungen und spiegelt sowohl nationale Mentalitäten als auch globale Tendenzen wider.

Ja! Nein! Ja! Nein! Schweizer Plakate für die Demokratie zeigt die visuellen Argumentationsstrategien und rhetorischen Ansätze, die das Schweizer Wahlplakat von 1918 bis heute geprägt haben. Klischeehafte Übertreibungen, undifferenzierte Vereinfachungen, ein Repertoire an drastischen Motiven und verkürzten Slogans entsprechen den Gesetzen des Mediums, das auf einen manipulativen Appell an die Massen ausgerichtet ist. Appelle an das Wir-Gefühl setzen primär auf Emotionalisierung statt auf rationale Aufklärung. Subtil verdichtete Botschaften oder grafisch innovative Sprache sind auf Wahlplakaten kaum zu finden. Und doch haben viele namhafte Gestalter Werke geschaffen, die sich in das kollektive visuelle Gedächtnis der Schweizer Bevölkerung eingeschrieben haben und zu Ikonen der Schweizer Plakatgestaltung geworden sind.

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